Ein Visio­när auf der Bank

Timo Zöllner

Gunnar Dietrich, Markus Gehrke, Lars Neuffer, Ralf Kilper, Dominic Schaf­fert und Simon Schach – diese und weitere Namen sind im Leonber­ger Handball und darüber hinaus hoch angese­hen. Sie alle wurden in ihrer Jugend geprägt, geför­dert und gefor­dert von Timo Zöllner. Bereits im Alter von 18 Jahren übernahm Zöllner spontan eine Jugend­mann­schaft und führte den Jahrgang 1977 in der C‑Jugend bis in die Oberliga. Dabei legte er großen Wert darauf, junge Menschen in ihrer indivi­du­el­len Entwick­lung zu unter­stüt­zen. Sein Ansatz als Trainer war stark von sozia­lem Bewusst­sein geprägt: Er schätzte den Respekt gegen­über jedem Sport­ler und schuf eine Atmosphäre, die auf gegen­sei­ti­gem Verständ­nis und Unter­stüt­zung basierte. Die Trainings­me­tho­den waren immer innova­tiv und gingen weit über den Harzball hinaus. Beruf­li­che Verän­de­run­gen führten ihn nach Weingar­ten und schließ­lich nach Hamm, wo er bis heute lebt. Doch seine Philo­so­phie, Menschen mit Respekt und Fürsorge zu begeg­nen, hat bis heute einen bleiben­den Eindruck hinter­las­sen. Timo hat gezeigt, dass der wahre Erfolg eines Trainers oft weit über das Spiel­feld hinaus­geht und sich trotz­dem mit Hochleis­tungs­sport verein­ba­ren lässt.

Facts:
Name: Timo Zöllner
Jahrgang: 1972
Größe: 188cm
Position: Trainer

Statio­nen:
SG Leonberg/Eltingen
JSG Leonberg/Eltingen/Rutesheim
SKV Rutes­heim
TV Weingar­ten

Timo Zöllner mit seinen Jungs des Jahrgangs 1988/89. Unver­ges­sen die Spiele gegen die TSB Schwä­bisch Gmünd mit dem heuti­gen Natio­nal­spie­ler Kai Häfner.

Timo ist nach seinem Sozialpädgogik-Studium nach Hamm gezogen und arbei­tet dort mittler­weile in der Flücht­lings­hilfe. Neben­bei doziert er an der Schule für Beamte.

DREI FRAGEN

Du hast Deine Jungs immer mit viel Elan und Begeis­te­rung an der Seiten­li­nie beglei­tet. Was ist aus Deiner Sicht der wichtigste Punkt bei der Arbeit mit jugend­li­chen Sportlern?

Das Wichtigste in der Jugend­ar­beit ist, Begeis­te­rung zu wecken und den Kindern zu vermit­teln, wie wertvoll es ist, sich voll und ganz auf eine Sache zu konzen­trie­ren – in diesem Fall Handball. Es geht um Charak­ter­bil­dung, denn Erfolg entsteht durch Motivation.

Als Trainer warst du sowohl bei Jugend­mann­schaf­ten als auch Aktiven­mann­schaf­ten tätig. Was ist aus Deiner Sicht der größte Unterschied?

Der Unter­schied zwischen Jugend- und Erwach­se­nen­trai­ning liegt meiner Meinung nach in den indivi­du­el­len Fortschrit­ten in der Bewegung. Die meisten Techni­ken und Täuschun­gen werden bereits in der Jugend erlernt, weshalb der Fortschritt dort am deutlichs­ten sicht­bar ist.

Du bist nun schon einige Jahre nicht mehr als Trainer tätig. Was fehlt dir am meisten? Und was vermisst du gar nicht?

Drei weitere wichtige Aspekte sind die Bedeu­tung des Spiels selbst, die Freude, sich 60 Minuten lang nur auf Handball zu konzen­trie­ren, während alles andere ausblen­det – fast wie eine Form der Medita­tion. Der Ausdruck im Gesicht eines Kindes oder Jugend­li­chen, wenn sie etwas Neues gelernt haben, spricht Bände über die Begeis­te­rung. Handball kann zudem wie eine Familie sein – ein Quell von Freund­schaft und Freude, aber auch manch­mal von Trauer und Enttäu­schung… eben wie Familie.

Timo ist für mich untrenn­bar mit meiner Handball­ju­gend verbun­den. In den prägen­den Jahren von 12 bis 16 hat er uns trainiert und mit dem Handball­vi­rus infiziert. Seine Hingabe und sein Anspruch an uns waren enorm. Trotz der vielen und harten Trainings kam der Spaß nie zu kurz, was uns als Team stark gemacht hat – und auch jeden Einzel­nen. Timo hat es geschafft, aus jedem von uns das Beste heraus­zu­ho­len. Wir haben nicht nur handbal­le­ri­sche Fähig­kei­ten, sondern auch wichtige Werte gelernt. Viele der Freund­schaf­ten aus dieser inten­si­ven Zeit bestehen bis heute. Erst als Erwach­se­ner wurde mir rückbli­ckend bewusst, welchen großen Einfluss Timo auf unsere Entwick­lung – sowohl als Spieler als auch als Menschen – hatte.
Markus Gehrke, ehema­li­ger Jugend­spie­ler von Timo Zöllner

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